Teil 2 unseres Doppel-Interviews mit Trainer Mike Terranova und Sportchef Jörn Nowak:
Mike Terranova, Jörn Nowak, Sie haben zusammen Seite an Seite für RWO gespielt und stehen nun auf höherer Ebene in der Verantwortung. Wie kommen Sie außerhalb des Platzes miteinander zurecht? Terranova: Wir sind beide sehr hungrig und handeln immer im Sinne des Vereins. Keiner von uns denkt zuerst an sich. Wenn Jörn den Raum verlässt, rede ich nicht schlecht über ihn. Das ist umgekehrt genauso. Wir sprechen immer alles direkt und persönlich an. So hat es bisher gut funktioniert. Nowak: Es schadet nicht, dass wir schon auf dem Platz Führungsspieler waren und vorneweg marschiert sind. Das merken die Spieler. Denn wir machen es auch jetzt, da wir Verantwortung übernehmen und den Spielern den Rücken freihalten. Jeder von uns beiden hat seine Meinung. Aber am Ende gehen wir raus und sprechen eine Sprache.
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass unser Abschneiden in dieser Saison nicht von 10.000 Euro Budget abhängig ist. Wenn alle Spieler das leisten, was sie zu leisten im Stande sind, spielen wir eine erfolgreiche Saison. Da ist es mir auch völlig egal, ob ein Verein am Rhein oder ein Aufsteiger mit einem russischen Millionär mehr Geld hat.
Jörn Nowak
Ist es ein Problem, dass Sie mit dem einen oder anderen Spieler selbst zusammengespielt haben? Nowak: Als Problem würde ich das nicht bezeichnen. Es war sicherlich ungewohnt und ich musste mich an die neue Position gewöhnen. Ich muss mit den Spielern anders reden. Mir war bewusst, dass einige Freundschaften ruhen. Terranova: Ich denke, dass ich das ganz gut trennen kann. Ich weiß, wann ich der Kumpel der Jungs sein kann oder wann ich Entscheidungen im Sinne des Verein treffen muss. Natürlich war es ein komisches Gefühl, wenn ich etwa einen guten Freund auf der Bank gelassen habe. Aber ich denke, dass ich ganz gut damit umgegangen bin. Wenn ich das Gefühl habe, dass der eine oder andere beleidigt ist, akzeptiere ich das. Damit kann ich leben.
Sind Sie mit Ihrer Berufswahl zufrieden? Sehen Sie sich auch in zehn Jahren in diesem Bereich? Nowak (lacht): Zehn Jahre sind in diesem Beruf aber eine sehr lange Zeit. Die Arbeit macht mir jedenfalls sehr viel Spaß. Hier in Oberhausen ist einiges möglich. Ich möchte bei RWO viel bewegen. Terranova: Ich lebe hier meinen Traum. Dem Verein bin ich sehr dankbar, dass er mir diese Chance ermöglicht hat. Mein Herz hängt an RWO und ich versuche das Vertrauen zurückzuzahlen. Ich bin dankbar für die Chance.
In Oberhausen ist Geld traditionell knapp, die Erwartungen allerdings hoch. Wie gehen Sie damit um? Nowak: Fakt ist, dass sich der Vorstand ein Bein ausreißt, um uns das nötige Geld zur Verfügung zu stellen. Für diese Leute ist es ein tägliches Hauen und Stechen um die Sponsoren. Zudem geht es darum, die Zuschauer bei Laune zu halten. Wir arbeiten mit dem, was wir zur Verfügung haben. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass unser Abschneiden in dieser Saison nicht von 10.000 Euro Budget abhängig sind. Wenn alle Spieler das leisten, was sie zu leisten im Stande sind, spielen wir eine erfolgreiche Saison. Da ist es mir auch völlig egal, ob ein Verein am Rhein oder ein Aufsteiger mit einem russischen Millionär mehr Geld hat. Das lasse ich nicht als Ausrede gelten. Über unsere Möglichkeiten wird zu negativ gesprochen.
Ihr Vorgänger Frank Kontny hat den Verein aber verlassen, weil der Etat erneut gekürzt wurde. Nowak: Das will ich nicht beurteilen. Ich persönlich finde, dass man stolz darauf sein sollte, was hier in Oberhausen in der 4. Liga immer noch auf die Beine gestellt wird. Wir bekommen eine neue Tribüne, haben ein Nachwuchsleistungszentrum und eine konkurrenzfähig Regionalliga-Mannschaft. Es arbeiten Leute hier, die sich für das Kleeblatt den Arsch aufreißen. Diesen Leuten wollen wir etwas zurückgeben. Da gehört es sich nicht, draußen rumzulaufen und zu jammern, dass man zu wenig Geld hat. Terranova: Man weiß vorab, worauf man sich hier einlässt. Jammern hört sich für mich immer nach Ausreden an. Darauf haben wir keine Lust. Auch gegenüber den Spielern ist es nicht gut, wenn nach Ausreden gesucht wird. Das hat mich schon zu meiner aktiven Zeit genervt. Deshalb werden wir das nicht thematisieren. Wir versuchen in unserem Bereich das Bestmögliche zu erreichen.
Kommen wir wieder zum Sportlichen. RWO hat zuletzt häufig auf junge Spieler aus unteren Ligen gesetzt. Einige von ihnen sind durchgestartet. Auf welchen Emporkömmling können sich die Fans nun freuen? Terranova: Ich denke, dass wir mehrere talentierte Spieler haben, die den Sprung schaffen können. Einen Jungen wie Andreas Ogrzall sehen die Fans mit Sicherheit gerne. Die Leute in Oberhausen wollen ehrlichen Fußball sehen. Spieler, die sich den Arsch für den Verein aufreißen. Ich denke, dass wir von dieser Sorte einige im Kader haben. Nowak: Die Fans können sich nicht nur auf die jungen Spieler freuen. In erster Linie fällt mir Patrick Bauder ein. Ich kenne ihn schon lange. Er war noch nie so motiviert wie vor dieser Saison. Er ist unser neuer Kapitän und will noch mehr Verantwortung übernehmen. Mike Odenthal wurde von einigen schon abgeschrieben und hat sich zurückgekämpft. Rafael Garcia hat eine starke Vorbereitung gespielt. Wenn wir über junge Spieler reden, fällt mir sofort Yassine Ben Balla ein. Er hat enorme Anlagen und kann auf mehreren Positionen spielen. Terranova: Das stimmt. Yassine wird in dieser Saison zünden.
In der U19 sind in Benjamin Weigelt und Dimitrios Pappas ebenfalls zwei langjährige RWO-Spieler am Werk. Erleichtert das die Zusammenarbeit? Terranova: Auf jeden Fall. Der Kontakt wird dadurch noch besser. Wir haben alle vier das identische Interesse: Wir wollen den Verein hochbringen und nicht uns selbst. Das war zuletzt nicht immer der Fall. Zu häufig standen eigene Interessen im Vordergrund.
Viele Vereine handhaben es so, dass der U19-Trainer auch bei der ersten Mannschaft auf der Trainerbank sitzt. Wird es das Bochumer Duell auch in Oberhausen geben? Nowak: Wir haben vier Häuptlinge in der Verantwortung. Es gibt aber eine klare Trennung. Terranova und Langerbein kümmern sich um die erste Mannschaft, Pappas und Weigelt um die U19. Darüber hinaus können wir uns keinen hauptamtlichen U19-Trainer leisten. So weit sind wir noch nicht. Beide U19-Trainer gehen nebenbei arbeiten. Da die Senioren auch vormittags trainieren, ist es gar nicht möglich, die U19-Trainer oben voll zu integrieren. Aber wir werden uns natürlich so oft wie möglich austauschen.
Ein Kaderplatz ist noch offen. Wen wird RWO noch verpflichten? Nowak: Guter Versuch, aber das können wir jetzt noch nicht sagen. Es ist auch offen, um welche Position es sich handeln wird. Vielleicht verletzt sich ein wichtiger Spieler schwer und wir müssen an anderer Stelle reagieren. Momentan ist es so, dass die Preise sehr hoch sind. Vor allem für Stürmer. Das liegt daran, dass klassische Mittelstürmer plötzlich wieder gefragt sind. Wir haben noch Zeit bis zum 31. August. Wir sind aber nicht in der Situation, dass wir unbedingt noch jemanden verpflichten müssen. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Kader und den Neuzugängen. Philipp Gödde und Tarik Kurt genießen in der Sturmspitze unser vollstes Vertrauen. Terranova: Es heißt auch nicht, dass wir immer mit einem klassischen Stürmer spielen müssen. Das halte ich mir offen. Ich halte nichtsdestotrotz viel von Philipp Gödde. Er muss noch einiges lernen, aber er ist definitiv auf einem sehr guten Weg. Wir sind mit unserem Kader sehr variabel. Und ich bin davon überzeugt, dass wir eine gute Rolle spielen werden.